Die Verbotene Abteilung
Boa Constrictor
 

Sie ist eine der schönsten Schlangen überhaupt, wenn nicht sogar für viele die einzig wahre. Namen wie Abgottschlange oder Königsboa sagen aus, was viele seit Menschengedenken von ihr halten. Ihre schlichte Eleganz, wenn sie sich bewegt, ihre Kraft, wenn sie ihre Beute erlegt, und ihre Ruhe, die sie nie zu verlieren scheint, machen sie zu etwas ganz besonderem. Ob man sich jetzt für eine Boa Constrictor Constrictor, eine Boa Constrictor Imperator oder eine der vielen anderen Arten entscheidet, das ist gleich. Wer einmal diese Schlange berührt hat, wer einmal ihre Haut auf seinem Körper gespürt hat, wer ihr nur einmal tief in die Augen gesehen hat, der ist ihr ein für alle Mal verfallen. Doch bevor ich ins Schwärmen gerate, sollte ich euch vielleicht erst einmal ein paar Daten geben, damit ihr wisst, mit welch edlen Geschöpf ihr es hier zu tun habt.

Herkunft

Südamerika, Argentinien bis Mexiko und vereinzelt sogar auf den Karibischen Inseln.

Größe

In Gefangenschaft zwischen 2.50m und 3.50m, aber auch Größen von bis zu 4 Metern sind keine Seltenheit.

Art

Die Boa Constrictor C. ist eine Würgeschlange und zählt zur Gattung der Riesenschlangen, was bei ihrer Größe auch nicht wirklich verwunderlich ist.

 Haltung

Viele Muggel halten sich eine Boa als Haustier, und wenn ich ehrlich bin, kann ich diese Vorliebe verstehen und teile sie sogar. Sie ist nicht nur pflegeleicht, sondern man hat mit ihr auch einen richtigen Freund. (Abgesehen davon ist sie besser als jeder Schlüssel, denn der Ruf, der ihnen fälschlicherweise vorauseilt, jagt den meisten immer noch eine große Angst ein!)

 Wenn ihr euch also entschließt, eine Boa euren neuen Gefährten zu nennen, dann solltet ihr vor allem viel Platz und Sonnenlicht zur Verfügung haben, schließlich kann man ein 3 Meter Tier nicht in einem 70cm Terrarium aufbewahren. Am besten wäre es, wenn ihr sie schon ziemlich jung erwerbt, denn dann hat sie die Zeit und die Möglichkeit, sich an euch zu gewöhnen. Bei allem, was ihr aber macht, dürft ihr eines nicht vergessen: Sie spürt, wenn ihr Angst habt, und das signalisiert ihr, dass ihr nichts Gutes im Schilde führt. Angst haben braucht keiner, denn ihr müsst euch mal die Größenrelation vorstellen: Sie liegt am Boden, kann den Kopf gerade Mal ein paar Zentimeter heben und vor ihr stehen 170 cm. Sie hat mehr Furcht vor euch, als umgekehrt!

Ihr müsst sie also an euch gewöhnen, müsst ihr zeigen, dass ihr ihr Freund seid und nicht zu ihren Feinden zählt. Doch Vorsicht: Wenn ihr ins Terrarium fasst, dann bedenkt, dass sie dieses als ihr Revier ansieht! Sie wird es verteidigen wollen, so lang sie euch noch nicht wirklich kennt. Ihr müsst also langsam und gezielt zufassen, seit ihr zu schnell, verschreckt ihr sie. Am besten ist, wenn ihr mit beiden Händen gleichzeitig nach ihr fasst, denn so könnt ihr sie mit einer Hand kurz hinterm Kopf nehmen, und mit der anderen unter den Bauch fassen. (Besonders bei größeren Schlangen wichtig, denn stellt euch mal vor, wie es ist, wenn euch jemand nur an den Zehen und an der Nase festhaltend in die Luft heben würde – kein gutes Gefühl, oder?)

Nachdem ihr sie also aus dem Terrarium rausgenommen habt, legt ihr sie am besten auf euren Bauch, damit sie euren Herzschlag spüren kann. Keine Angst, sie ist weder kalt, noch glitschig, noch sonst irgendwas. Sie hat eine warme Körpertemperatur, genau wie ihr, und wenn ihr sie erst mal auf eurer Haut spürt, dann werdet ihr überrascht sein, was das für ein schönes Gefühl ist. Am liebsten hat sie es, wenn ihr vorsichtig mit dem Finger an ihrer Kehle auf und ab streicht, oder aber wenn ihr sanft ihren Kopf streicht – ihr werdet überrascht sein, wie schnell sie dadurch zu eine Art „Schoßhündchen“ wird.

 Wer allerdings denkt, dass eine Boa ein Tier ist, welches man sich einmal kauft und sie dann einfach in die Ecke stellt, quasi zum Anschauen nur, der irrt gewaltig. Sie ist ein Tier, welches Zeit braucht, welches Beobachtung will, welches gehegt und gepflegt werden will. Kümmert man sich gut um sie und lässt man sie an seinem Leben teilhaben, so kann sie sehr, sehr alt werden. (Der Altersrekord einer in Gefangenschaft gehaltenen Boa Constrictor C. liegt bei über 47 !!! Jahren.)

 Doch sie braucht nicht nur einen Freund in euch, sondern auch eine Umgebung, in der sie sich wohlfühlt. Das Terrarium, welches optimal für sie wäre, das gibt es leider noch nicht, und so bleibt es euch nur, entweder selbst eines zu bauen, oder ihr wenigstens ein gekauftes gut „einzurichten“. Ganz wichtig wären da in erster Hinsicht erst mal der Platz, denn obwohl sie es liebt, sich zusammengerollt in eine Ecke zu legen und zu schlafen, will sie sich dann und wann ja auch mal auf ganze Länge ausbreiten. Der Boden sollte mit Sand gefüllt sein und es sollte sich wenigstens ein Teil darin befinden, hinter dem sie sich verstecken kann. Ein wenig Grün, welches ihr ihre „normale“ Umgebung etwas näher bringt, wäre natürlich auch nicht schlecht.

Ihr Zuhause ist der Urwald, dementsprechend sollten auch die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit im Terrarium dieser Umgebung etwas angepasst sein. Sie braucht mindestens 12 Stunden Licht am Tag – und das auch im Winter. Hierfür gibt es eigens angefertigte Lampen. Auch die Wärme spielt eine große Rolle, und so ist es unerlässlich, dass ihr eine Heizdecke, welche man unter das Terrarium legt, kaufen müsst. Die Temperatur sollte tagsüber ungefähr 28°C haben und die Nacht über auf 5°C sinken. (Dieser Wechsel ist für die Gesundheit der Schlange sehr wichtig!) Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 65% und 75% liegen, denn wird die Schlange dauerhaft zu trocken gehalten, wird sie arge Probleme beim Häuten haben und unter Umständen gar an Nierengicht erkranken, und wird sie zu „nass“ gehalten, führen vermehrtes Pilz- und Bakterienwachstum zu Infektionskrankheiten.

Fütterung

Zuerst sollte man für sich klären, ob man Lebendfutter verwendet oder aber ob man seine Schlange an sogenanntes „Todfutter“ gewöhnt. Artgerechte Haltung heißt, und das steht außer Frage, Lebendfutter. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, denn meist geht das Töten der „Beute“ ziemlich schnell vonstatten, so dass das Futtertier eigentlich nicht viel davon mitbekommt. Der Vorteil dieser Fütterungsmethode ist, dass man den natürlichen Jagdinstinkt seiner Schlange aufrechterhalten kann. Andererseits kommt es schon mal vor, dass das Futtertier nicht so richtig gepackt wird, und dann dauert der Todeskampf schon mal was länger. Aber auch das „Todfutter“ muss ja erst mal „umgebracht“ werden – und könntet ihr so einfach ein Tier umbringen?

Doch was frisst denn unsere Schlange überhaupt? So lang sie noch klein ist, reichen ihr ein paar Mäuse, welche man in jeder Zoohandlung erwerben kann. Später dann, wenn sie was gewachsen ist, braucht sie Ratten, Kaninchen, Meerschweinchen, junge Hühner, Tauben und anderes Kleingetier. Die Häufigkeit hängt ganz von Alter und Geschlecht ab. So erhalten Weibchen alle 2-3 Wochen was zu fressen und Männchen dagegen alle 3-4. Keine Angst, man kann seine Schlange bei guter Pflege nicht überfüttern, denn sie nimmt nur zu sich, was sie braucht. Alles andere lässt sie sprichwörtlich kalt, und so kann es schon mal passieren, dass ihr die Mäuse „auf der Nase herumtanzen“ und sie es sich einfach gefallen lässt. Doch bei aller Liebe zum Tier gilt: lieber mehrere kleine Tiere anbieten, als ein zu großes.

Das Trinkwasser muss täglich gewechselt werden und auch für den Vitaminbedarf sollte man sorgen. Hierzu kann man ein Vitaminpräparat erhalten, welches man alle paar Wochen mit ins wohltemperierte Trinkwasser geben. Doch Vorsicht:  Zuviel Vitamin D ist ungesund und führt zur Verhärtung der Knorpelmasse und ein Zuviel an Vitamin A bewirkt, dass sich die Schlange öfter häutet, als ihr gut tut! (Deshalb gilt hier die Devise: Weniger ist mehr.)

Ihr seht also, eine Boa ist kein Tier, welches man mit einer Dose Chappi und einmal Gassi gehen am Tag erfreuen kann. Sie ist ein Tier, mit dem sorgfältig umgegangen werden muss. Wenn ihr aber all das beachtet, wenn ihr sie wie eine Königin behandelt, was sie zweifelsohne unter den Schlangen auch ist, dann werdet ihr lange Freude an dieser Schlange haben. Sie wird ein Teil eures Lebens und, auch wenn es für manche schwer nachzuvollziehen ist, ein wahrer Freund. Andererseits vergesst nie: Wie ihr sie behandelt, so wird sie auch euch gegenübertreten...

 

 

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© BlueRat für SlyGemeinschaft, 2003